Riederwaldtunnel durchsetzen

Gastkolumne Hanauer Anzeiger

Man könnte fast meinen, dass sich Frankfurt gezielt vom restlichen Umland abschotten will und mit der ein oder anderen Schikane im Straßennetz die Zufahrt für Autofahrer in die Stadt vereiteln möchte. Wer in Frankfurt mit dem Auto unterwegs ist, steht mehr als er fährt. Aber nicht, weil die Verkehrsmenge zu hoch ist. Sondern vielmehr, weil der Verkehrsraum neu aufgeteilt wird, die Straßen mit Schikanen für Autofahrer versehen oder ganz gesperrt werden und zudem der Parkraum wegfällt oder massiv verteuert wird. Das Ziel ist die autofreie Stadt. Die Frankfurter Bevölkerung begrüßt es – zumindest in Teilen. Die Wahrheit aber ist, dass die Stadt vom Umland und das Umland von Frankfurt lebt. Arbeitsplätze, Universitäten, Handel und Kultur – alles findet sich in der Stadt. Über 300.000 Menschen pendeln täglich nach Frankfurt ein und aus. Nicht alle können den ÖPNV nutzen, zumal er in den Hauptzeiten schon jetzt oft überlastet und unzuverlässig ist. Bleiben die Zufahrten aus dem Umland aus, wird sich auch der so oft beklagte Rückgang im stationären Einzelhandel der Innenstädte weiter verschärfen.

In diese „moderne“ Betrachtung von Mobilität passen die erneuten Blockaden zum Ausbau des Riederwaldtunnels, weil ein solches Projekt nicht mehr in die Zeit passe. Nach über 50 Jahren Planung übersehen die Akteure, dass durch den Lückenschluss mehre staugeplagte Straßen im Frankfurter Osten eine Entlastung von Verkehr und damit von Lärm und Emissionen erhalten. Und die Anbindung der östlichen Rhein-Main-Region an den Ballungsraum braucht neben dem Ausbau des ÖPNV dringend die Verknüpfung zur A 661 am Erlenbruch. Seit Dezember 2019 liegt der Planfeststellungsbeschluss vor. Jetzt muss der Ausbau konsequent umgesetzt werden. Und wieder ketten sich Demonstranten an, kleben sich fest und besetzen Teufelsbruch, Erlenbruch und den Riederwald. Das muss aufgelöst und sollte nicht noch von Politikern der neuen Frankfurter Koalition unterstützt werden. Viele Tausend Menschen warten schon viel zu lange, ganz zu schweigen von einer gigantischen Kostensteigerung während der über 50-jährigen Planung.