Impfungen sind der Katalysator zur neuen Normalität

Gastkolumne Gelnhäuser Nachrichten

Fast ein Jahr begleitet uns nun die Corona-Pandemie. Zwölf Monate, die uns Grenzen aufgezeigt haben, Ängste entstanden sind, Gewinner und Verlierer der Krise hervorgebracht haben, manche Irrtümer, Leugner der Pandemie oder Mahner zu mehr Vorsicht die Schlagzeilen der Tagespresse bestimmt haben. Immer begleitet von einem ständigen Blick auf Inzidenzzahlen, R-Wert oder die Belegung der Krankenhausbetten. Es mag abgedroschen klingen, wenn man sagt, dass wir im Vergleich zu vielen anderen Ländern bisher gut durch diese Krise gekommen sind. Vergleicht man aber tatsächlich die Einschnitte in Deutschland mit denen im Ausland, stellt man schnell fest, dass die Lockdown-Maßnahmen und unsere Kontakt- und Bewegungseinschränkungen noch harmlos ausfallen.
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Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir auch unsere Prozesse, zum Beispiel bei der Abwicklung der finanziellen Hilfen für Unternehmer besser hätten machen müssen und gerade diejenigen, die am härtesten von den Maßnahmen betroffen sind, wie Gastronomie, Handel, Veranstaltungs- und die Tourismusbranche zu lange auf die zugesagten Hilfen warten müssen. Das Spektrum der Hilfen ist vielfältig, hilft durch die Krise – die Umsetzung hat Luft nach oben – daran arbeiten wir.

In diesen Befund mögen sich auch die Enttäuschungen zum anfänglichen Mangel an Impfstoffen einordnen lassen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Impfungen das wichtigste Mittel zurück zu einer neuen Normalität, einer angstfreien Zeit in einem Leben mit dem Corona-Virus sind. Nach dem holprigen Start stehen uns ab März immer mehr Impfstoffe zur Verfügung, sodass wir davon ausgehen, die Möglichkeiten der heute in Hessen zu etwa 20 % ausgelasteten Impfzentren ab Ende März/Anfang April vollständig ausschöpfen zu können. Wahrscheinlich werden wir sogar Mühe haben, alles zu verimpfen. Deshalb sind Überlegungen zur Einbeziehung der Ärzte und vor allem auch der 15.000 bis 20.000 Betriebsärzte der richtige Weg, um die vorhandenen Mengen schnell verimpfen und damit bis Juni die erwünschte Herdenimmunität erreichen zu können. Die Impfungen sind eine Art Katalysator zu einer neuen Normalität. Es braucht dazu eine große Impfbereitschaft, der immer noch viele Menschen skeptisch begegnen. Deshalb befürworte ich die Diskussion um einen digitalen Impfpass, der geimpften Personen Möglichkeiten der Teilhabe verschafft. Freilich erst dann, wenn alle das Angebot einer Impfung erhalten haben. Dafür muss Deutschland sich in der Nutzung digitaler Möglichkeiten diesmal progressiver zeigen. Die Corona-App, die den Gesundheitsbehörden die Nachverfolgung ermöglichen sollte, wurde aus Datenschutzgründen so stark kastriert, dass sie kaum einen Nutzen mehr hat. Wenn wir also die Impfungen für unsere wiedergewonnene Freiheit nutzen wollen, braucht es einen funktionierenden digitalen Impfnachweis. Der könnte der Zugang sein zu Konzerten, Theater, Kino, Restaurants, Flugreisen, Hotels, Einkauf, Sport und Freizeit. Diesmal sollten wir es gleich richtig machen!