Toleranz ist keine Einbahnstraße
Gastkolumne Hanauer Anzeiger
Aber ich bin Demokrat und muss die Meinung anderer akzeptieren. Zumal es keine Impfpflicht gibt, was ich bedaure. Der Umgang der Mehrheit mit der Minderheit ist konstitutiv für eine Demokratie, zu deren Wesen abweichende Ansichten, aber eben auch ein zivilisierter Diskurs gehören. Dabei sollte klar sein: Über Meinungen kann man streiten, über Fakten nicht. Und deshalb ist es der falsche Weg, diejenigen, die ihr Demonstrationsrecht wahrnehmen, pauschal zu verunglimpfen und sie dialektisch in einen Topf mit Querdenkern, Nazis und radikalen Feinden unserer Gesellschaft zu stellen.
All diejenigen, die sich nun kraftvoll in diesem Sinne pauschal gegen die „Spaziergänger“ richten, sollten sich der Wirkung ihrer Aussagen bewusst sein. Sie überzeugen nicht – sie spalten diese Gesellschaft in Gut und Böse. Immerhin reden wir von 15 – 20 Mio. ungeimpften Menschen. Unsere Demokratie hält viel aus. Auch und besonders andere Meinungen. Und ihr ist die Toleranz als Wesensmerkmal eigen – eine Toleranz, die niemals eine Einbahnstraße sein darf. In einer offenen und freiheitlichen Gesellschaft wird es immer eine Anzahl von Menschen geben, die man schlicht nicht erreicht. Das ist dann halt so. Die Anzahl darf nur nicht zu groß werden. Am Ende überzeugen Argumente und nicht die bloße Diskreditierung Andersdenkender.