Terror ist die Kehrseite der Globalisierung

Kolumne Gelnhäuser Tageblatt, Juli 2016

Nach dem Terroranschlag von Nizza herrscht überall wieder Entsetzen, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Aber wir kommen nicht dazu, das Geschehene wirklich zu verarbeiten und zu begreifen. Wenige Stunden danach erreichen uns Bilder vom Putschversuch in der Türkei und von den radikalen Säuberungsaktionen des autokratischen Staatspräsidenten Erdogan. Am Montag dann die Gewalttat in der Würzburger Regionalbahn, angeblich im Namen des IS. Der Terror gibt uns das Gefühl, sprachlos zu sein und gedanklich leerzulaufen.

Es sieht fast so aus, dass wir uns an solche Situationen gewöhnen müssen, denn unsere freiheitliche Welt ist auch durch ihre Globalisierung verletzbar geworden. Und es wird so weitergehen für Jahre, für Jahrzehnte, und es wird nicht aufhören.

Die Tatsache, dass es während der EM keinen Anschlag gab oder dass Deutschland bisher von größeren Terrorakten verschont blieb, zeigt, dass Polizei und Geheimdienste sehr wohl wirksam arbeiten. Aber genauso sicher ist es, dass selbst die besten Geheimdienste und Sicherheitsbehörden nicht jeden Anschlag verhindern können. Geplant werden diese Anschläge nicht mehr allein von Terrorzellen. Es reicht der psychisch labile Einzeltäter, der nach seiner Religion durch seinen persönlichen Amoklauf höhere Weihen erfährt. Diese Menschen sind kaum zu stoppen.

Es scheint so, als wäre der Terrorismus die bösartige Kehrseite der Globalisierung. Das Produkt einer immer enger vernetzten Welt, in der nicht nur Waren und Güter über den Globus geschickt werden, sondern auch Menschen, Kulturen, Religionen und Ideologien, wodurch unvereinbare Lebensentwürfe aufeinander prallen, Werte im Widerspruch zueinander stehen und diese Konflikte sich in Gewalt ausdrücken.