Gastkolumne Hanauer Anzeiger
Wie sehr sich die Bilder doch gleichen. Klimaaktivisten verbarrikadieren sich in Baumhäusern, vergraben sich in Tunneln und rufen zum Widerstand gegen die Polizei auf. Was das „Lützi bleibt“ für das Rheinische Revier ist, ist der „Fecher bleibt“ für den Frankfurter Riederwald - das Teilstück im Fechenheimer Wald, das für den Bau des Riederwaldtunnels gerodet werden muss. In Frankfurt zum Glück bisher ohne größere Gewalt gegenüber Polizisten, die in dieser Republik so oft scheinbar als Projektionsfläche gegen den Staat durch Demonstranten und Aktivisten, die sich einer vermeintlich besseren und größeren Sache verpflichtet fühlen, missbraucht werden.
Die Bilder, die die Klimabewegung „Fridays for Future“ oder „die letzte Generation“ mit ihren Protesten im Bergbau, im Riederwald oder auf den Straßen und Autobahnen produzieren, sind schon lange kein ziviler Ungehorsam mehr. Das Eintreten gegen den Klimawandel rechtfertigt keine Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten, die nur ein demokratisches Interesse durchzusetzen haben. In beiden Fällen, Lützerath und Riederwald, richten sich die Proteste gegen jahrzehntelange Planungen, demokratische Kompromisse und Gerichtsbeschlüsse. Das aber scheint bei der Selbstinszenierung einiger vorlauter und halbwissender Aktivisten keine Rolle zu spielen. Mit ihrem Kampf ums Klima fühlen sie sich auf einer besseren und überlegeneren Seite, dabei ist der Verzicht auf den Abbau von Lützerath für das Erreichen der Klimaziele völlig unbedeutend. Der Riederwaldtunnel hingegen ist für die Menschen in der Region und auch für die Wirtschaft von herausragender Bedeutung. Über 300.000 Menschen pendeln täglich nach Frankfurt ein und aus. Und auch mit größten Anstrengungen zum Ausbau des ÖPNV werden wir nie alle zum Umstieg bewegen können. Denn den Behauptungen der Autogegner zum Trotz, sind viele Menschen auf das Auto angewiesen oder entscheiden sich mit der Freiheit der Wahl ihres Verkehrsmittels bewusst für das Auto. Es ist eine Mär, zu behaupten, die Menschen wollen den Umstieg, und es braucht für die Zukunft keine Straßen mehr. Das Gegenteil ist der Fall, und die Mehrheit sollte sich dafür Gehör verschaffen.