Es hätte so schön werden können …

Gastkolumne Hanauer Anzeiger

2022 hätte das Jahr der Normalität nach der zweijährigen Corona-Krise werden können. Die neue Ampel-Regierung kündigte ein Modernisierung-Jahrzehnt an. Doch dann kam alles anders, und die wenigsten haben sich vorstellen können, was heute Realität ist. Am 24. Februar 2022 kehrte der Krieg mit dem Überfall Russlands gegen die Ukraine nach Europa zurück. Die Folge: Galoppierende Preise für Benzin und Gas, Lebensmittel, Rohstoffe oder Handwerksleistungen, eine schwere Energiekrise, die höchste Inflationsrate seit Jahrzehnten, gebrochene Lieferketten und die Neubewertung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Medikamente vom Flohmarkt, Waschlappen und Duschzeitbegrenzung – darüber haben wir tatsächlich in der Industrienation Deutschland im Jahr 2022 diskutiert. Das Geschäftsmodell Deutschland wird durch die aktuellen Entwicklungen, aber auch durch die deutsche Politik, im Kern getroffen und in Frage gestellt. Deutschland steht vor einer Deindustrialisierung und das mitten in einer Zeit, in der andere Länder das klare Signal ausgeben, wieder zu reindustrialisieren. 2023 wird Deutschland voraussichtlich das OECD-Land mit der tiefsten Rezession und der höchsten Inflation. Umso dringender gilt es, sich entschlossen neu zu organisieren und Blockaden zu lösen.

Wenn es uns gelingt, uns wieder auf die Grundlagen und Erfolgsfaktoren der Sozialen Marktwirtschaft zu besinnen, liegt darin der Schlüssel, um auch in einer sich ändernden Weltordnung eine zentrale Rolle zu spielen und Wohlstand zu sichern. Das geht aber nicht ohne Wettbewerb, Leistungsbereitschaft, Privateigentum, freie Preise und Eigenverantwortung. Minderheitenpolitik, Parteiideologie, Zentralisierungstendenzen in Deutschland und Europa, Fehlanreize gut gemeinter Sozialpolitik, hohe Energiepreise, überbordende Bürokratie und wachsende Steuerbelastungen hemmen unternehmerisches Handeln und lassen unsere freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung bröckeln. Wir brauchen ein Gegengewicht, gegen die linke Vorstellung, dass der Staat der kraftvolle Retter, soziale Helfer und der bessere Unternehmer ist. Freiheit, Wettbewerb und Eigenverantwortung sind die überzeugenderen Argumente für mehr Innovation und Wohlstand. Alles Gute für 2023!