Es ist schon so eine Sache mit dem Abschied nehmen. In dieser Woche haben wir den Rückzug von Volker Bouffier aus dem Amt des Hessischen Ministerpräsidenten und die Wahl eines neuen Ministerpräsidenten erlebt. Nach über 50 Jahren Politik, fast 23 Jahren Regierungszeit in Hessen, davon rund 12 Jahre als Ministerpräsident, endet damit eine Ära.
Und auch wenn wir gespannt auf die neue Zeitrechnung blicken, ist der Abschied von Wehmut begleitet. Mit Volker Bouffier verlässt der dienstälteste Ministerpräsident die politische Bühne. Hessen und die CDU haben ihm viel zu verdanken. Blickt man allein auf die letzten drei Jahre, hat der scheidende Ministerpräsident Herausforderungen für ein ganzes politisches Leben zu meistern gehabt – seine Krebserkrankung, der Mord an seinem Freund Walter Lübcke, die Attentate von Hanau und Volkmarsen, der Freitod von Finanzminister Thomas Schäfer und die nun seit über zwei Jahren andauernde Bewältigung der Corona-Pandemie, in der er stets auf Besonnenheit gesetzt hat. Daneben das politische Tagesgeschäft und die in einer Demokratie notwendigen Wahlen. Volker Bouffier hat sich nicht geschont – auch nicht nach seiner Erkrankung. Zu seinem politischen Vermächtnis gehört außerdem, dass er es 2013 geschafft hat, die erste schwarz-grüne Regierungskoalition in einem Flächenland zu vereinbaren. Eine Koalition, die bis heute geräuschlos und vertrauensvoll zusammenarbeitet. Auch das ist ein Erfolg von Volker Bouffier, der stets die Klammer um dieses Bündnis bildete. Mit der Serenade vor dem Biebricher Schloss wurde dem Ministerpräsidenten eine würdige und verdiente Verabschiedung geschenkt. Parteiübergreifende Anerkennung seiner Fähigkeiten als Brückenbauer und als derjenige, der immer an den Menschen und Lösungen interessiert war, haben ausgedrückt, was viele Wegbegleiter an diesem Abend gedacht und erlebt haben. Auch ich habe viele Jahre mit Volker Bouffier in den unterschiedlichen Funktionen zusammengearbeitet und habe ihm viel zu verdanken. Ich ziehe meinen Hut vor seiner Lebensleistung.
Mit dem Abschied begann aber auch eine neue Zeitrechnung. Wer mit etwas aufhört, kann mit etwas Neuem beginnen. Die erfolgreiche Wahl von Boris Rhein zum neuen Ministerpräsidenten des Landes Hessen ist ein Aufbruch in die Zukunft. Sie geschieht in schwierigen Zeiten, wird sie doch von dem Krieg in der Ukraine, einer zunehmenden Inflation und Teuerung unseres täglichen Lebens, grundlegenden tektonischen Verschiebungen der Globalisierung und Weltwirtschaft sowie von einer Reihe weiterer Einflüsse auf das politische und gesellschaftliche Leben beeinflusst. Jetzt gilt es, den Kompass für Hessen neu auszurichten, dem „Neuen“ eine Chance zu geben, nicht in die großen Fußstapfen seines Vorgängers reinzuwachsen, sondern eigene Wege zu gehen und eigene Spuren zu hinterlassen. Boris Rhein hat diesen Kompass und wird unser Land auch weiterhin auf Erfolgskurs halten. Dass er dabei auf eine starke und geschlossene Fraktion bauen kann, hat die Wahl am 31. Mai eindrucksvoll bewiesen.