Auf ein gutes neues Jahr – gerade jetzt!

Gastkolumne Gelnhäuser Nachrichten und Hanauer Anzeiger

 „The same procedure as every year, James“ – so lautet die bekannte Bitte von Miss Sophie im legendären Dinner for one. Aber ähnelte der Aufbruch in das neue Jahr 2022 wirklich der gleichen Vorfreude, Motivation und Zuversicht wie all die Jahre zuvor? Früher zählte man die Sekunden bis Mitternacht, um dann miteinander anzustoßen und die Feuerwerksraketen zünden zu können, als Symbol dafür, dass im kommenden Jahr alles besser wird, die Zukunft vor uns liegt und wir nur eine Richtung kannten: nach oben. Heute lag auf diesem Silvesterabend eine bleierne Schwere wie zu kaum einem anderen Jahreswechsel der jüngeren Geschichte. Das Treffen mit Freunden war nur im kleinen Kreis möglich – Einschränkungen, Gebote und Regelungen, die letztlich unser aller Gesundheit dienen, nehmen die Vorfreude und Hoffnung auf ein besseres Jahr 2022. So recht will sie nicht aufkommen, die Zuversicht auf eine bessere Zukunft. Selbst Silvesterraketen wurden kaum gezündet, auch das war verboten.
Tatsächlich fordert der Blick nach vorne von uns Mut und auch die Rückkehr einer Lebensfreude, zu der wir trotz vieler Herausforderungen, Einschränkungen und Veränderungen sowie einer noch nicht bekämpften Corona-Pandemie allen Grund haben. Wir leben in einem Land, dessen Wohlstand noch nie so groß war, in dem selbst in der Krise der Staat versucht hat, allen zu helfen, medizinisch und ökonomisch – und dies weitestgehend auch erfolgreich war. Der Blick in andere Länder sollte uns demütig machen – wir klagen auf hohem Niveau.

Freilich gibt es eine Menge Dinge, die wir lösen müssen. Politisch hat 2021 nach dem Ausscheiden der Kanzlerin eine neue Zeitrechnung begonnen. Die neue Ampelkoalition wird an ihren Versprechen gemessen werden. Und auch in meiner Partei stehen wir vor einem Neuanfang in der Definition des Konservativen. Das werden wir brauchen, wenn wir Oppositionsarbeit ernst nehmen und uns als Regierungspartei anbieten wollen.

Die Themen sind nicht trivial: Die Pläne der EU, die Kernkraft aufgrund ihrer CO2-Neutralität als Klimaschutz-Investition anzusehen, zeigen, dass der deutsche Alleingang in Europa nicht mehrheitsfähig ist. Die Dimension dieses Vorhabens ist gewaltig. Politische Ideologien und Parolen, von denen die Energiepolitik in Deutschland mehr geprägt ist als von physikalischen Tatsachen, helfen dabei nicht weiter – sie belasten den Standort Deutschland. Die internationalen Spannungen mit Russland im Gas- und Ukraine-Konflikt, die Belastungen der Handelsbeziehungen zu den USA und China und auch der wieder aufkommende Migrationsdruck sind Themen, die neben der Bewältigung der Corona-Pandemie unsere ganze Aufmerksamkeit fordern. Dafür braucht es den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der in den letzten Monaten so arg gelitten hat. Legen wir ab, was uns belastet, suchen wir Wege, um all das gemeinsam erfolgreich bewältigen zu können. Und vor allem: Kommen wir zurück zu mehr Zuversicht und Leichtigkeit im Leben. Gerade jetzt!