„Greift endlich durch!“

Gastkolumne Hanauer Anzeiger

Die Lage in unserem Land ist aufgewühlt. Die Menschen haben nach monatelangen Corona-Maßnahmen nicht nur die „Schnauze voll“, wie es der Ministerpräsident sagte, viele sind auch am Ende ihrer wirtschaftlichen Kräfte angelangt, haben Rücklagen aufgebraucht, und es fehlt uns allen an einer greifbaren Perspektive, die im Moment freilich keiner liefern kann, weil es sie nirgends in der Welt gibt. Weil es kein Schalter ist, den man umlegt, weil es kein richtig oder falsch gibt. Sich selbst und andere schützen, Rücksicht nehmen, verzichten, Abstand halten und nicht verzweifeln – das ist es, was jeder von uns beitragen kann und muss. Denn die einzige nachhaltige Lösung ist die Impfung, für deren Umsetzung wir aus allen Rohren schießen müssen. Nur so können wir dem Wettlauf mit dem Virus und dieser Achterbahnfahrt entkommen, um unsere Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft willen.
Da mutet es schon seltsam an, wenn offenbar Tausende an Ostern ihr Wohl und Weh davon abhängig machen, ins Ausland reisen zu können und sehenden Auges die Gefahr in Kauf nehmen, damit neue Infektionsherde aufzuwerfen. Noch weniger Verständnis gibt es aber für die vielen Tausend Demonstranten auf Querdenker-Demos. Während viele Menschen Verzicht üben, Einzelhändler, Gastronomen, Unternehmer um ihr Geschäft und Lebenswerk fürchten, findet der Staat keine Antwort darauf, solche Ansammlungen zu verhindern. Und wieder einmal ist die Polizei der Prellbock für alles, das in unserer Gesellschaft schiefläuft. Dabei wäre es an der Zeit, dass auch die Justiz dem Rechtsstaat in geeigneter Weise Gehör verschafft. Eine solche Demonstration wie in Kassel zuzulassen, ist unverantwortlich. Jetzt werden Befürworter sagen, dass es eine Meinungs- und Demonstrationsfreiheit gibt, die grundgesetzlich gesichert ist. Das mag sein, aber seit Monaten greifen wir in eine Reihe von Grundrechten ein, um Menschen zu schützen. Es ist Zeit, gegen jene, die sich nicht an Regeln halten und Corona leugnen, durchzugreifen und sich als Rechtsstaat nicht auf der Nase rumtrampeln zu lassen.